Handel

Marktplätze: Entwicklungen und Trends

Marktplätze erwirtschaften in Deutschland die Hälfte des Umsatzes im E-Commerce. Dennoch gibt es bislang keine strukturierte Übersicht und wenig Wissen über die einzelnen Modelle und ihre Potenziale; ausgefeilte Marktplatzstrategien sind sehr selten zu finden.

Tatsächlich dürften die meisten Menschen bei „Marktplatz“ zunächst an Amazon denken. Daneben gibt es aber zahlreiche weitere Player: 480 Marktplätze weltweit haben das Beratungsunternehmen ecom consulting und gominga, the review company, gezählt und analysiert. Die Erkenntnisse ihrer Studie „DIE MARKTPLATZWELT 2020“ lassen sich in etwa wie folgt zusammenfassen: Marktplätze sind vielfältig und sehr heterogen, als Verkaufskanäle sind sie sehr mächtig und ihre Entwicklung ist äußert dynamisch.

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Download: Studie Marktplatzwelt


Vielfältige Marktplatzmodelle

Marktplätze gibt es in zahlreichen Ausprägungen und Formaten. Für die Studie wurden B2C-, B2B- und C2C-Martkplätze, zudem Social- und Content-Commerce-Plattformen sowie Preisvergleichsportale berücksichtigt, wobei es zu bedenken gibt, dass die meisten Marktplätze Kombinationen dieser Modelle betreiben.

Etwa die Hälfte der Marktplätze sind Generalisten, bieten also ein sehr breites Produktsortiment unterschiedlichster Händler und Hersteller an. Unter den spezialisierten Marktplätzen macht der Bereich Fashion & Lifestyle den Großteil aus, gefolgt von Consumer Electronics und Home & Living.

Ein wachsender Trend unter den Marktplätzen ist, dass mehr und mehr Betreiber selbst als Händler tätig werden – seit 2015 gab es in DACH einen Anstieg von mehr als 50 Prozent. Die Studienautoren bezeichnen dieses Modell schon als „Standardfall“. Amazon und Otto sind Beispiele von Markplatzanbietern, die zugleich als Händler auftreten und dadurch den Wettbewerb verschärfen.

Marktplätze: So haben sie sich in Deutschland entwickelt

2015 war die Marktplatzwelt noch recht überschaubar, relevant waren tatsächlich vor allem Amazon und eBay, wenngleich es daneben einige kleinere Vertreter gab. Die Studie zählt für die DACH-Region heute über 170 aktive Marktplätze. Hier dominieren die B2C-Marktplätze. Die Entwicklung in Deutschland hat dabei allerdings erst in den letzten 24 Monaten an Fahrt gewonnen. Und: Verglichen mit vielen Ländern Osteuropas und Asiens ist die Dynamik im deutschen E-Commerce eher dürftig. Dort werden Trends in der Digitalisierung gesetzt und neue Wege im digitalen Commerce begangen.

Eine Entwicklung in Deutschland, die durch Marktplätze forciert wird, ist die Internationalisierung, indem einerseits „heimische“ Marktplätze wie Zalando und About You ihre Reichweite ins Ausland ausbauen. Andererseits etablieren sich auch zunehmend ausländische Marktplätze im DACH-Raum, zum Beispiel Wayfair. Dadurch gibt es im deutschen Markt neue Marken und neue Händler, die ohne die Marktplätze bislang nicht in dem Maße verfügbar waren. Marktplätze sind, so die Studienautoren „das größte Markteinfallstor jemals“ – und eine Herausforderung für Gesetzgeber, Steuer- und Zollbehörden.

Amazon gibt den Ton an

Nicht von ungefähr gilt der erste Gedanke meist Amazon, wenn von „Marktplätzen“ die Rede ist. Denn: Amazon macht vor, wie Verkauf, Kundenservice, Marketing und Logistik optimal funktionieren. Dadurch hat das Unternehmen klare Standards im digitalen Commerce definiert, die über den reinen Verkaufsprozess hinausgehen und an denen sich auch andere Marktplätze orientieren müssen, wenn sie Handelspartner und die Konsumenten für sich gewinnen wollen.

Die Studie sieht allerdings auch Raum für Produkte und Services, die sich nicht in das Modell Amazon einfügen, zum Beispiel der Social Commerce oder auch die Produktbereiche Food und Fashion, in denen der Marktplatzriese (noch) nicht wirklich überzeugen konnte.

Neuere Formate im Marktplatzgeschäft

Das Thema Nachhaltigkeit hält auch Einzug in die Welt der Marktplätze: ReCommerce, also der Wiederverkauf gebrauchter und geprüfter Artikel, nimmt zu und fördert die Entstehung von Marktplätzen, die ausschließlich Secondhand anbieten.

In jüngster Vergangenheit haben sich zudem der Social Commerce und Content-Commerce-Formate zu einem wichtigen Faktor in der digitalen Einkaufswelt gemausert. Laut der Studie könnte sich Social Commerce tatsächlich zur einzigen großen Bedrohung für Amazon entwickeln.


Download: Studie Marktplatzwelt


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