Energiesparen ist kein neues Thema, bekommt jedoch durch die Gaskrise und dem Ukrainekrieg wieder eine andere Bedeutung. Hinzu kommt die Energiesparverordnung der Bundesregierung, die seit dem 01. September in Kraft getreten ist. Grund dafür ist eine drohende Gasmangellage durch die Liefereinstellung von Russland. Um eine solche zu vermeiden, hat das Wirtschaftsministerium ermittelt, dass ca. 20 % eingespart werden müssen. Um also über die nächste Heizperiode zu kommen, sollen Haushalte, Behörden und Betriebe sparen. Wie können Unternehmen dies nun umsetzen und was für Möglichkeiten gibt es sonst noch, um den Energieverbrauch zu senken?
Folgende Maßnahmen zum Energiesparen für öffentliche Gebäude und damit auch für den Einzelhandel sind in Kraft getreten:
- Das Beheizen von Fluren, technischen Räumen und Foyers sowie andren Durchgangsräumen soll eingestellt werden. Eine Ausnahme gilt jedoch für die Räume, die aus sicherheitstechnischen Gründen beheizt werden müssen.
- Das Warmwasser soll abgestellt werden, zumindest fürs Händewaschen. Auch hier gibt es eine Ausnahme, wenn hygienische Gründe warmes Wasser vorschreiben.
- Die Temperatur im Gebäude generell sollte 19 Grad nicht übersteigen.
- Beleuchtete Werbeanlagen sind in der Zeit von 22 Uhr bis 6 Uhr am darauffolgenden Morgen auszuschalten.
Davon generell ausgenommen sind Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, Kliniken, Schulen und Kindertagesstätten sowie Institutionen, bei denen das Aufrechthalten eines bestimmten Raumklimas für die Gesundheit der anwesenden Personen unabdingbar ist.
Und was genau kann der Handel jetzt tun, um Strom zu sparen?
1. Lichteffizienz
Wird über Energie gesprochen und wie man diese sparen kann, ist das Thema Beleuchtung besonders relevant. Immerhin hat die Beleuchtung beim Einsparpotenzial des Stroms einen Faktor von 25-30 % und damit eine sehr hohe Relevanz. Der Handel sollte hier vor allem auf LED-Beleuchtung setzen, um den Stromverbrauch zu senken. Das gilt sowohl für die Akzentbeleuchtung im Geschäft als auch als Ersatz für teure Halogenstrahler im Schaufenster. Ein Tipp als Alternative zu den Strom fressenden Strahlern sind LED-Strahler mit Spiegel oder CDM-T-35 Watt Lampen.
Ähnliches gilt für die Beleuchtung durch Lichtwerbeanlagen. Auch hier kann man mit moderner Lichttechnik und einem an das Tageslicht angepasstes Lichtkonzept viel Strom sparen.
Ebenfalls sinnvoll ist die optimale Tageslichtnutzung. Als Lichtquelle ist die Sonne konkurrenzlos gesund und günstig. Sogenannte Tageslichtsensoren helfen Energie zu sparen. Sie steuern Lampen, schalten sie bei entsprechendem Tageslicht an oder aus oder dimmen sie entsprechend.
2. Heizung
Auch die Heizung schlägt mit 23 – 26 % zu Buche beim Energiesparpotenzial zu und ist daher auch als sehr hoch einzustufen, wenn es darum geht, Energie zu sparen. Die beiden effektivsten Möglichkeiten sind hier eine regelmäßige Wartung der Anlage und ein hydraulischer Abgleich sollten zum Standard gehören. Je nach Heizart ist neben der Wartung teilweise auch der Austausch von Heizelementen wie dem Brennwertkessel sinnvoll. Moderne Kessel erreichen hohe Nutzungsgrade, da sie die Abwärme nutzen. Temperatur- und Pumpenregelung sollten regelmäßig dem tatsächlichen Bedarf angepasst werden, um den Energieverbrauch für unnötige Heizleitung zu senken.
3. Warmwasser
Es macht einen Anteil von gut 23 % aus und ist damit als Maßnahme auch noch als hoch zu bewerten für den Handel. Die Aufbereitung von Wasser ist ein nicht zu unterschätzender Faktor und wer sich keine Gedanken macht, der verliert nicht nur ungenutzte Energie, sondern auch viel Geld. Zur Anwendung können hier effizientere Anlagen zur Aufbereitung des Warmwassers kommen, der Einsatz erneuerbarer Energien, wie zum Beispiel eine Solaranlage, oder auch sparsame Wasserhähne. Fürs Händewaschen reicht im Normalfall auch kaltes Wasser.
4.Geräte und Anlagen
Elektrogeräte haben immerhin noch einen Anteil von 10 – 11 Prozent am Energiesparpotenzial und sind damit deutlich weniger relevant als die drei ersten Punkte. Der wichtigste Tipp hier: Bewerten Sie Ihre alten Geräte und tauschen sie gegebenenfalls aus. Doch auch moderne Anlagen verbrauchen Energie. Vor allem Informations- und Kommunikationsgeräte. Diese bereits bei kurzen Pausen in den Schlafmodus zu versetzen, erhöht ihre Energieeffizienz bereits um 15 %. Das gilt auch für den Bildschirm, so schön der Bildschirmschoner auch ist.
5. Das passende Klima
Klima und damit die Themen Klimaanlage und Lüftung sind mit 7 – 8 Prozent nicht mehr so relevant. Und dennoch kann man hier zumindest etwas einsparen und das mit relativ leicht umzusetzenden Maßnahmen. Selbstschließende Türen helfen dabei, Lüftungsverluste zu vermeiden, was sowohl im Winter (damit die Wärme drinnen bleibt) als auch im Sommer für die kühlende Klimaanlage oder den Ventilator wichtig ist.
Auch das Argument der Einzelhändler, dass eine geschlossene Tür verkaufspsychologisch als Barriere gilt und sich daher negativ auf den Umsatz auswirkt, sollte in den Wintermonaten nicht so sehr zu Buche schlagen und kann mit einem attraktiven Schild vor der Tür, was darauf hinweist, dass das Geschäft geöffnet hat, zumindest abgemildert werden. Nur wenig Kunden erwarten dauergeöffnete Türen in der kalten Jahreszeit. Der Handelsverband Deutschland unterstützt Einzelhändler hier mit weiteren Informationen und einer Plakatkampagne “Tür zu, Geschäft offen“. Die bunten Plakate weisen darauf hin, dass das Ladenlokal trotz geschlossener Türen geöffnet ist und macht auf das Problem aufmerksam.
6. Richtig Gedämmt
Dämmung und Schaufenster haben zwar ein hohes Energiesparpotenzial mit 23 – 24 Prozent, jedoch sind sie dennoch eher als weniger relevant einzuschätzen für den Einzelhandel, da der Händler hier meist wenig Mitspracherecht in der gemieteten Immobilie hat. Als Maßnahmen wären hier die Gebäudedämmung zu nennen, wie auch die Wärmeisolierung der Schaufenster. Eine dreifache Wärmeverglasung mit entsprechend gedämmter Rahmung senkt die Kosten durch Heizung für den Händler deutlich.
Fazit
Für den Einzelhandel bedeutet das Thema Energieeffizienz jedoch noch viel mehr im hart umkämpften Markt, denn die Energiekosten des Einzelhandels liegen bei durchschnittlich 1,3 bis 1,7 Prozent des Nettojahresumsatzes. Neben dem Personal- und Mietkosten gehörten die Energiekosten zu den höchsten Kostenfaktoren. Und während ein Unternehmen wenig Möglichkeiten hat, Personal- und Mietkosten zu senken, gibt es bei den Energiekosten mit den passenden Maßnahmen einen enormes Einsparpotenzial und damit auch einen Wettbewerbsvorteil. Doch viele Einzelhändler scheuen es noch, Geld in die Hand zu nehmen und in die Energieeffizienz zu investieren. Sie legen ihr Augenmerk eher auf Marketing, Kundenkomfort und Digitalisierung. Verständlich, wenn man in erster Linie an die Konkurrenzfähigkeit denkt, doch auch eine Kostenersparnis kann zu eben dieser Wettbewerbsfähigkeit beitragen.
Für weitere Informationen können sich Händler auch an das Mittelstand-Digital Zentrum wenden, welches die passende Anlaufstelle bei drängenden Fragen ist.