Das Jahr neigt sich dem Ende und so langsam kommen alle in Weihnachtsstimmung. Umso wichtiger, mal einen Blick in das kommende Jahr zu werfen, denn das wird spannend. Der Klimawandel, Kriege, Personalmangel, die Logistikbranche hat es nicht leicht. Doch wie heißt es so schön? Was man nicht ändern kann, muss man akzeptieren und das Beste draus machen. Und da gibt es einige sehr gute Ansätze für die Zukunft. Gerade in der Logistik zeichnen sich einige bedeutende Trends ab.
KI und Automatisierung stehen ganz oben auf dem Wunschzettel
Künstliche Intelligenz ist ein großer Trend in der Zukunft der Logistik. Sie hat das Potenzial, eine Vielzahl von Aufgaben wirtschaftlicher und ressourcenschonender zu lösen. Gerade bei explodierenden Kosten und dem sich erhöhenden Druck beim Thema Nachhaltigkeit ein großes Plus für die künstliche Intelligenz. Komplexe Algorithmen sammeln unentwegt Daten und werten diese aus. Daraus ergeben sich sie Schlüsse und sogar Vorhersagen. Beides ist wichtig für die Automatisierung und Effizienzsteigerung von Prozessen.
Einsatzgebiete für KIs:
- Die automatische Planung von Routen
- Das automatische Bestellen von Waren
- Artikel können durch autonome Fahrzeuge zu den Kunden transportiert werden
- Kapazitätsplanung
- Forecast
- Dynamische Preisanpassung
Oft wird in den Logistik-Unternehmen noch telefoniert, hin und her gemailt und mündlich etwas ausgehandelt. Dabei geht viel Zeit verloren und niemand behält zu 100 % den Überblick über alle Datenflüsse. Künstliche Intelligenz hat den großen Vorteil, dass sie das mathematische Optimum ermitteln kann – mit dem geringstmöglichen Zeitaufwand. Sie überblickt Situationen ganzheitlich. Kann zusätzlich aus den Informationen vergangener Situationen schöpfen und weitere Daten mit einbeziehen. Der Einsatz dieser fortschrittlichen Technologie funktioniert jedoch nur, wenn man in der Logistik raus aus dem Silodenken kommt.
KI ermöglicht eine Entwicklung, weg vom Reagieren und hin zu einem vorausschauenden Handeln.
Digitalisierung noch lange nicht am Ende
Die Digitalisierung ist kein neuer Trend in der Logistik, aber einer der Megatrends, der sich noch lange weiterentwickeln wird. Viele Unternehmen haben die Weichen hierfür schon gestellt. Dennoch sind die Möglichkeiten der Digitalisierung in der Logistik-Branche noch lange nicht ausgeschöpft. Das fängt bei modernem Warehousing an und geht über Lieferantenportale, optimierte Wareneingangsplanung bis hin zu All-in-One Lösung für die Lagerverwaltung. Supply Chains werden zukünftig nicht nur Waren, sondern parallel dazu enorme Datenflüsse in alle Richtungen abwickeln müssen. Hier bewährt sich eine weitestgehende Automatisierung und die zur Verfügungstellung von Echtzeitdaten. Auch autonomes Fahren dürfte in der Zukunft digitaler Technologien eine Rolle spielen. Was jetzt noch überwiegend auf das Lager und den eigenen Hof begrenzt ist, kann künftig die Problematik des Fahrermangels eine Wendung geben. Hinzu kommt, dass durch die Digitalisierung mehr Daten zur Verfügung stehen, die tiefere Einblicke in die Lieferketten bieten. Womit wir beim nächsten Punkt wären.
Die Lieferketten werden transparenter
2021 trat in der EU das Lieferkettengesetz in Kraft. Es soll dafür sorgen, dass die Einhaltung der Menschenrechte und nachhaltige Logistik durch die Unternehmen sichergestellt werden, denn dies liegt jetzt in deren Verantwortung. Schön und gut, das ist nichts Neues. Bisher hat die EU das noch nicht so genau kontrolliert, doch ab Anfang 2023 rücken im ersten Schritt Unternehmen mit mindestens 3000 Beschäftigten in den Fokus.
Neben der gesetzlichen Grundlage brauchte es auch eine gewisse digitale Entwicklung, um die Daten für eine solche Transparenz liefern zu können. Umso wichtiger ist es, eine qualitativ hochwertige Datenbasis zu haben, mit der man die Nachhaltigkeit der Warenströme belegen kann. Denn neben dem Gesetz ist es der öffentliche Druck, der immer weiter zunimmt. Mitarbeiter und Kunden können ihre Zufriedenheit oder eben auch Unzufriedenheit frei auf den unterschiedlichsten Plattformen veröffentlichen. Selbstverständlich außerhalb des Kontrollbereichs des Unternehmens. Für 2023 bedeutet das, dass Warenflüsse immer transparenter und vor allem auch für die Öffentlichkeit einsehbar gemacht werden müssen. Das steigert die Relevanz von Daten in Echtzeit in Zukunft.
Zusammenarbeit
Egal in welcher Branche, der Spediteur entwickelt sich mehr und mehr weg von der Rolle des reinen Dienstleisters, hin zu einem bedeutenden strategischen Partner. Deshalb nimmt die Integration der Lieferanten in die Lieferkette der Kunden und eine weitgehende Vernetzung eine immer wichtigere Position ein. Hier hat ganz klar die Nase vorne, wer als Spediteur eine innovative Informationstechnologie nutzt in Kombination mit funktionierenden Schnittstellen an die Warenwirtschaftssysteme der Kunden.
Ein gutes Beispiel dafür sind Lieferantenportale. Sie ermöglichen genau das und sind dabei auch noch ohne viel Aufwand oder langwieriger Integration nutzbar. Dadurch können Daten 24/7 ohne manuelles Zutun in beide Richtungen fließen. Was für den Spediteur von Bedeutung ist, gilt auch für alle anderen Akteure des gesamten Produktlebenszyklus, ebenso wie die Zusammenarbeit intern. Die Vernetzung der einzelnen Abteilungen muss integrativer werden. Anstatt von Silodenken steht der Blick auf das große Ganze. Ein Organismus, indem alles mit jedem verbunden ist – das Internet der Dinge oder auch Logistik 4.0.
Logistik geht in die Cloud
Eine Logistik ohne Software ist nicht mehr möglich. Doch dafür benötigt es normalerweise kostenintensive Investitionen in die passende Soft- und Hardware. Hinzu kommt der Aufwand für die Wartung und den Betrieb des Systems. Nicht immer ist es einem Logistikunternehmen möglich, sowohl in sein Kerngeschäft als auch in seine IT entsprechend Zeit zu investieren. Logistiksoftware in der Cloud schafft hier Abhilfe. Sie wird von externen Unternehmen unterhalten und gemanagt. Alle notwendigen Daten liegen auf den Servern der Anbieter. Dort sind auch die Programme gespeichert. Der Spediteur hat online über das Internet einen einfachen Zugriff auf das Programm. Das hat den Vorteil, dass er nur seine Log-in-Daten benötigt und von jedem Endgerät wie Laptop, PC, Tablet oder Smartphone von überall mit Internetverbindung auf das Programm und die Daten zugreifen kann. Weiterer Vorteil sind der modulare Aufbau und die funktionelle Erweiterungsmöglichkeit von Software in der Cloud.
Viele Anbieter bieten Software mit umfangreichen Funktionen über die Cloud an, doch nicht alles muss genutzt werden. Die Spedition kann die Teile buchen, für die sie Bedarf hat. Sollte sich ihr Portfolio erweitern oder sich Umstände ändern, die eine Erweiterung der Software erforderlich machen, genügt ein Klick. Keine langwierige Installation. Logistiksoftware online in der Cloud bringt die heute so notwendige Flexibilität.
Neue Strategien
Die Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen. Sei es Click-and-Collect, Next-day-Delivery oder Personalisierung, der Verbraucher hat hohe Erwartungen. Diese trotz der aktuellen Störfaktoren wie den Ukraine-Krieg, den Klimawandel und steigende Kosten zu erfüllen, bedarf eines Umdenkens im Supply-Chain-Management. Das Fraunhofer-Institut für Materialflus und Logistik hat dafür 6 Strategien entwickelt:
1. Glokalisierung
Hier steht die Sicherheit im Vordergrund. Die Unternehmen werden sich darauf konzentrieren, ihre Waren zwar global anzubieten, jedoch ihre Rohstoffe lokal zu beschaffen und auch die Produktionsstätten wieder zurück in die Umsatzmärkte zu holen.
2. Automatisierung
Die Arbeitskosten steigen vor allem auch mit Blick auf die Glokalisierung. Hinzu kommt der Fachkräftemangel. Die Automatisierung von Prozessen für Routineaufgaben wird einen Wandel einführen. Arbeitnehmer werden zunehmend von Ausführenden zu Überwachenden.
3. Kritische Rohstoffe sichern
Der Mangel an Materialien in den vergangenen Jahren hat die Empfindlichkeit der Versorgungsketten deutlich gemacht. Unternehmen werden sich zusehends auf lokale Rohstoffquellen konzentrieren. Zudem wird der Fokus wieder mehr auf eine Kreislaufwirtschaft rücken. Beides kommt der Nachhaltigkeit zugute.
4. Flexibilität
Ein schwieriger, aber notwendiger Punkt. Die Unternehmen werden sich an die schnell verändernden Märkte anpassen müssen. Next-day-Delivery war erst der Anfang. Hier wird mehr Flexibilität bei den eigenen Produkten gefragt sein.
5. Integration
Für die Logistik wird in Zukunft eine vertikale Integration immer interessanter. Dazu zählen beispielsweise der Einstieg bei Zulieferern, der Zukauf anderer Firmen oder die Erweiterung des eigenen Geschäfts.
6. Software
Dies dürfte die größte Herausforderung sein. Der Einsatz neuer Technologie und Innovationen erfordert neue Software. Digitalisierung schreitet immer weiter voran und die Logistik kommt nicht drumherum, sich diesem strategisch wichtigen Thema zu widmen.
Nachhaltige Logistik
Das Thema Nachhaltigkeit wird die Logistik-Branche noch lange begleiten. Dekarbonisierung wird zu einem enormen Wettbewerbsfaktor, sowohl für die allgemeine Öffentlichkeit als auch für die Verbraucher. Die stets bessere Datenlage durch die Digitalisierung macht eine höhere Transparenz der Lieferketten möglich und nötig. Denn neben den Kunden verlangt auch die breite Öffentlichkeit mehr nach dieser Transparenz. Faktoren, wie die Frage wo etwas herkommt, wie es transportiert und gelagert wird, spielen eine immer größere Rolle im Bewusstsein der Bevölkerung. Auch das Wettbewerbsumfeld ändert sich.
Digitale Transportplattformen drängen auf den Markt und neue Kooperationen ermöglichen nachhaltigere Lösungen. Hinzu kommt, dass eine nachhaltigere Logistik sich auch auf die Effizienz und die Kosten auswirkt. Ein Beispiel ist eine effizientere Routenplanung durch KI und eine optimale Fahrzeugauslastung. Nicht zuletzt werden die Digitalisierung und autonomes Fahren dabei helfen, Ressourcen zu schonen durch spritsparendes Fahren und die Vermeidung von Leerfahrten. In der Logistik 4.0 wird Nachhaltigkeit ein entscheidender Faktor sein.
Blockchain Technologie
Die Blockchain Lösungen halten in immer mehr Branchen Einzug. Auch in der Logistik entwickeln sie sich zu einem Trend. Was in der Kunst während der Pandemie für einen unfassbaren Hype gesorgt hat und belächelt wurde, ist eine ernst zu nehmende Innovation. Auch für die Logistik oder besser gesagt, vor allem in der Logistik, ähneln die Probleme und Bedingungen vor allem bei den Supply Chains doch sehr denen der Finanz-branche oder Kryptobranche.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Austausch von Daten von vielen unterschiedlichen Entitäten. Für jeden einsehbar und doch mit den höchsten Anforderungen an Sicherheit. Wir haben hierzu bereits oben von Lieferantenportalen und Cloud-Lösungen gesprochen. Aber auch Themen wie Herkunftskontrollen oder Produktpiraterie sind wie geschaffen für Blockchain Technologie. Beim Versenden von Waren müssen Lieferanten, Empfänger, Transporteure, teilweise sogar Behörden immer auf dem Laufenden bleiben. Derselbe Informationsstand für alle Beteiligten. Darin liegt die Stärke der Blockchain. Sie fungiert als große, zentrale Buchhaltung. Ein sicheres Datendepot für alle Akteure der Supply Chain. Fälschungssicher und automatisiert. Auch als Tracing und Trackingtool für sensible Lieferketten wie in der Pharmaindustrie oder der Lebensmittelbranche optimal einsetzbar.
Zusammenfassung
Das sind die 8 Logistik Trends 2023. Sie wird digital, künstlich intelligent, zentraler und gleichzeitig mit ihren Daten globaler. Die Logistikbranche wird sich ändern, um flexibler und resilienter zu werden. Logistische Prozesse werden automatisiert für eine autonome Logistik dank innovativer Technologien. Doch uns dürfte in der Zukunft noch einiges mehr erwarten. Auch Themen wie ein Neudenken im Mitarbeiter Recruiting, die Verkehrspolitik und Dokumentenmanagement werden uns im nächsten Jahr begleiten und wir werden für Sie einen näheren Blick drauf werfen.