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Supply Chain Management: Risiken erkennen und reduzieren

Eine funktionierende Logistik kann ein echter Wettbewerbsvorteil für ein Unternehmen sein. Zum einen durch die Erhöhung der Kundenzufriedenheit und steigende Gewinne, zum anderen durch die Senkung der Kosten durch Optimierung, Echtzeitdaten und eine fließende und nahtlose Kommunikation. So manches Supply Chain Management macht dies zu einer exakten Wissenschaft und ihr Ziel ist Perfektion. Durchaus löblich, doch in einer so schnelllebigen Zeit, die viel Flexibilität verlangt, gibt es auch noch einen anderen Lösungsansatz. Statt Lieferketten „perfektionieren“ zu wollen, wäre es sinnvoller, sich auf die Risiken zu konzentrieren – und dann für ein effizientes Risikomanagement die erforderlichen Fähigkeiten aufzubauen. Was ist dafür nötig?

Risiken in der Supply Chain erkennen

Im ersten Schritt müssen Risiken in der Wertschöpfungskette erkannt werden. Hierfür gibt es drei Bestandteile. Aus vergangenem Lernen, aktuelle Situationen einschätzen und zukünftige Risiken vorhersagen. Eine gute Datenlage ist das A und O für die Risikoanalyse. Dabei sollten Daten aus allen Bereichen zusammenfließen.

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Risiken der Vergangenheit

Hier geht es vor allem um die Analyse vorhandener Daten. Gab es bereits in der Vergangenheit Risiken und wie wurden diese eingeschätzt? Sind Befürchtungen eingetreten oder wurden diese überbewertet? Gab es versteckte Risiken und wie wurde darauf reagiert?

Aktuelle Risiken

Dabei handelt sich um akute Risiken, die aktuell in der Supply Chain auftreten. Wie groß sind diese? Muss man reagieren oder sollte das SCM abwarten? Hier ist die Auswertung vergangener Datensätze von Vorteil. So helfen beispielsweise Entscheidungen, die das Unternehmen in ähnlichen Situationen bereits getroffen hat und welche Konsequenzen diese hatten.

Zukünftige Risiken

Das ist der kniffeligste Teil für das SCM, denn hier geht es um Vorhersagen. Es kann viele Ursachen für zukünftige Risiken in der Supply Chain geben, intern wie extern. Die Logistik ist ständigen, sich ändernden Einflüssen ausgesetzt, sei es Umweltkatastrophen, Inflation, Kriege oder Rohstoffknappheit. Die Möglichkeiten scheinen endlos. Dabei kann man aus den bisher gewonnenen Informationen Definitionen für zukünftige Risiken erarbeiten. Eine entsprechende Software kann mit Unterstützung von KI und Algorithmen Forecasts erstellen.

Die Bedeutung relevanter Informationen im Supply Chain Management

Bei der Einschätzung der Risiken kommt es weniger darauf an, Fakten zu kennen, als zu wissen, welche davon relevant sind. Lassen Sie mich dafür ein Beispiel nennen. Sie treffen jemanden, der Tierhaare auf seiner Jacke hat. Ihr erster Gedanke, sie kennen das noch von ihrem Hund früher. Er hat also auch einen Hund und das erscheint realistisch, wenn man an die Haare auf seiner Jacke denkt. Aber bedenken Sie, es gibt beinahe doppelt so viele Katzen wie Hunde in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Person eine Katze besitzt, ist also höher.

Wir Menschen neigen schnell zu Vorurteilen. Diese müssen nicht negativ sein, sondern ergeben sich aus unseren Lebenserfahrungen. Jemand, der mehr mit Hunden in seinem Leben aufgewachsen ist, wird eher auf einen Hund tippen im oben genannten Beispiel. Für strategische Entscheidungen entlang der Wertschöpfungskette benötigen wir jedoch zuverlässigere Daten, frei von Gefühlen und Erinnerungen. Hier müssen wir im Supply Chain Management IT-Systeme und künstliche Intelligenz nutzen. Nur so können wir den Kontext verstehen und Entscheidungen treffen. Hinzu kommt eine ausgezeichnete Datengrundlage als Grundvoraussetzung für strategisches Supply Chain Management.

Wie erhält man die Daten?

Wie erhält man nun diese hochwertige Datenbasis, aus der die IT-Lösungen und die KI (Künstliche Intelligenz) alle relevanten Fakten ziehen können? Um eine solche Datenbasis zu schaffen, sollten Sie folgende drei Vorgehensweisen in Ihrer Supply-Chain-Strategie umsetzen:

Eliminieren Sie alle Silos

Dafür müssen alle Prozesse in der Supply Chain miteinander verknüpft werden. Sei es Planung, Steuerung, Controlling, Marketing, Management, ERP-Systeme, Bedarfsplanung, Lagerverwaltung, Disposition usw. Erst wenn alle Systeme zusammenarbeiten und nahtlos Informationen austauschen, erreichen Sie die notwendige Transparenz, die Sie benötigen, um relevante Fakten zu verstehen.

Zusammenarbeit auch extern

Schaffen Sie sich ein Supply-Chain-Netzwerk, in dem alle zusammenarbeiten. Hierfür bedarf es dynamische, digitale Verbindungen aller Beteiligten. Vom Lieferanten über Logistikpartner, Auftragsfertiger bis hin zu jedem Dienstleister. Nur so erhalten Sie einen vollständigen Einblick in die Fähigkeiten, Kapazitäten und Leistungen Ihres Netzwerks.

Führen Sie alle Daten zusammen

Ihr Unternehmen ist nun intern wie extern optimal vernetzt. Die Informationsströme fließen nahtlos, doch wohin? Alles Vernetzen hilft nicht, wenn am Ende trotzdem Datensilos entstehen. Im Optimum sollten alle Informationen auf ein System zusammenkommen. Eine Middleware, die die Daten in alle Richtungen verteilt, zusammenführt und auswertet. In der praktischen Umsetzung bieten sich dafür Omnichannel Hubs und Cloud Lösungen für diese Aufgabe an. Auf diese Weise können Sie als Unternehmen zusammenarbeiten und die Supply Chain als großes Ganzes verstehen. Lücken und Fehler, die nicht nur Geld kosten, sondern auch den Fortschritt bremsen, können abgebaut und vermieden werden. Und mit Zugang zu einer KI (Künstliche Intelligenz) haben Sie die Möglichkeit, Risiken schneller zu erkennen oder sogar vorhersagen zu können. Ihre Lieferkette erreicht so allein eine Form der Perfektion durch steigende Resilienz.

Fazit

In einer Zeit der Unsicherheiten und schnellen Veränderungen ist der Wunsch des Supply Chain Managements nach einer perfekten Lieferkette zwar verständlich, aber ein nicht erstrebenswertes Ziel. Vielleicht ist dies sogar unerreichbar oder steht in keinem Kosten-Nutzen-Verhältnis. Ein viel wichtigeres Ziel wäre es, die Resilienz der Supply Chain zu erhöhen. Dies erreichen wir vor allem durch die Minimierung von Risiken auf der einen Seite und der optimalen Vorbereitung auf Veränderung und Flexibilität auf der anderen Seite. Nur wenn wir die Risiken kennen, können wir uns darauf mithilfe von neuen Technologien vorbereiten und unsere Lieferketten so gestalten, dass wir auf jedes Risiko reagieren können.

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